Presse
Pressetext erschienen am 16.April 2015 in der Oberhessischen Zeitung; Autorin: Anja Kierblewski
Wie Geburt das Lernen beeinflussen kann
VORTRAG: Evolutionspädagogin Rebecca Schmidt-Kobek zu Besuch bei Babys in Bewegung
ALSFELD – (kiri). Stimmengewirr, Babygeschrei, munteres Spielen – und mittendrin Rebecca Schmidt-Kobek, ruhig, gelassen, abwartend. Sie ist zu Gast bei „Babys in Bewegung“, einem Kurs, den die Kinderkrankenschwester Gabriele Krauß für junge Mütter und ihre drei bis zwölf Monate alten Kinder anbietet. Jeden Mittwoch treffen sich die Mutter-Kind-Gespanne zu einer Stunde „Sport“ im Aktivzentrum des Alsfelder Kreiskrankenhauses – dieses Mal unter einem besonderen Aspekt: Einem Informationsvormittag zum Thema „Was hat die Geburt mit dem Lernen zu tun?“.
Auf diese Frage hat die Vockenröderin Schmidt-Kobek Antworten, denn sie ist Evolutionspadägogin und beschäftigt sich in ihrer Praxis für Praktische Pädagogik täglich mit diesem Themenkomplex. Die sogenannte Evolutionspädagogik verbinde die neusten Erkenntnisse der Gehirnforschung mit denen der Evolutionstheorie und Kinesiologie. Das Resultat: Eine Methode, mit der beispielsweise bei Konzentrationsschwierigkeiten, Lese-, Rechtschreib- und Rechenschwierigkeiten und Verhaltensauffälligkeiten durch Bewegung gelöst werden.
„Wir werden mit einer bestimmten Anzahl von Nervenzellen geboren, die sich nach und nach erst einmal verknüpfen müssen“, erläutert die Referentin. Dafür seien verschiedene Entwicklungsstufen notwendig, die ein Kind normalerweise bis zum fünften Lebensjahr durchlaufe – rollen, robben, krabbeln, Vierfüßlergang über die Sprachentwicklung bis hin zur Aufrichtung. Manchmal würden Kinder eine Entwicklungsstufe überspringen oder sie nicht ganz ausleben. Dann könne es später in schulischen Bereichen zu Schwierigkeiten kommen, in denen die neuronalen Verknüpfungen benötigt werden, die durch das Krabbeln hätten eigentlich geschlossen werden sollten.
Schmidt-Kobek ging deshalb auf die sieben Entwicklungsstufen ein und stellte diese im Einzelnen vor – inklusive der dazugehörigen Bewegung, die die Mütter gleich mit ihren Kindern ausprobierten. Die Referentin setzte aber einen Schritt früher an – womit sie bei der Kernfrage der Stunde war: „Was hat die Geburt mit dem Lernen zu tun?“ Schon während der Geburt würden Erfahrungen gemacht und Nervenbahnen verknüpft, die den Grundstein für ein Leben legten. „Es spielt schon eine Rolle, ob ein Kind eine natürliche-stressfreie Geburt hat, per Kaiserschnitt, als Steißlage oder mit der Saugglocke geholt wird“, gibt Schmidt-Kobek zu bedenken. „Wenn beispielsweise die Fruchtblase frühzeitig geplatzt ist und die Kinder eine sogenannte ‚Trockengeburt‘ erleben, werden diese Kinder oftmals das Gefühl haben, sich durchs Leben kämpfen zu müssen – weil der Start ins Leben, das Auf-die-Welt-kommen, bereits ein Kampf war.“ Denn in stressigen Lebenssituationen greifen die Kinder automatisch auf die Erfahrungen der Geburt zurück.
Dies höre sich zwar im ersten Moment zunächst beängstigend an, diese Ängste seien aber unbegründet: „Durch Bewegungen kann man viele Synapsen neu verknüpfen und dadurch Blockaden lösen und leichter durchs Leben gehen“, erläutert die Evolutionspädagogin.
Referentin Rebecca Schmidt-Kobek macht eine Übung vor – das seitliche Wiegen des Kindes.
Foto: Anja Kierblewski